Let’s share bei Burda? Na dann mal ran an die Bouletten!

26. August 2013

Auch Burda hat jetzt die Sharing Economy entdeckt. Das heißt aber nicht, dass Fachwissen, journalistische Expertise oder gar Teile des großen Firmenkapitals geteilt würden. Das Share-Prinzip wird als hippes Lebensgefühl in Form eines neuen Lifestyle Magazins vermarktet. Und führt damit vor, dass die vielfach beschworene neue Teilkultur vor allem eins ist: Gutfühl-Trend einer kaufkräftigen Zielgruppe.

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Foto: CC BY-NC-ND 2.0 / Calinago / flickr.com

Für 3,90€ lässt sich „das gedruckte Share-Gefühl“ erstehen, wie sich das Magazin auf der zugehörigen Internetseite selbst benennt. Kreiert wurde die schick designte Zeitschrift vom Volontärsjahrgang der Burda-Journalistenschule. Mit 80.000 Exemplaren ging „Share“ in den Druck – bewährt es sich im Verkauf, so wird über eine Fortführung nachgedacht. Die Herausgeber springen mit dem Thema auf einen Zug auf, der schon längst im Mainstream angekommen ist. Share Economy war z. B. das Leitthema der Cebit 2013. Das ist also nicht das Problem. Die Frage ist doch eher, braucht die Sharing-Community eine Zeitschrift, die vorkaut, was auf den verschiedenen Plattformen geschieht? Oder wird hier mit einer Idee Geld verdient, die eigentlich einem konsumkritischen Grundgedanken folgt?

Interessant wird es, wenn man sich der zweiten Frage widmet. Vielleicht zeigt „Share“ einfach die Begrenztheit des abgefeierten Teilgedankens auf und entlarvt ihn als Modetrend einer jungen Mittelschicht. Hinter dem neu entdeckten Ansatz, Dinge und Angebote mit anderen zu teilen, statt alles selber zu besitzen, steckt erst einmal die Idee von Ressourcen- und Kostenschonung und eine Kritik am Individualkonsum. Schaut man sich jedoch an, was und mit wem geteilt wird, werden schnell die Grenzen dieser sanften Gesellschaftskritik deutlich. Gästebett, Abendgarderobe und Kleinwagen werden zumeist unter jungen, netz-affinen, europäischen Akademikern geteilt. Oft geht es eher ums Schnäppchen machen als um eine grundsätzliche Infragestellung von Eigentum oder Reichtum. So wird nicht das Schlafsofa mit dem Wohnungslosen geteilt oder die Klamotten mit dem mittellosen Flüchtling. Beim Teilen mitmachen darf nur, wer selber genug besitzt. Und der kann es sich auch leisten, das Share-Magazin zu kaufen und eben nicht zu teilen.

Hier geht’s zur Internetpräsenz des Share-Magazins: lets-share.de

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