Kolumne: Ein Herz für Spaßbremsen

6. Oktober 2011

Veganer nerven. Und oft entspannt sich darüber eine Debatte, die mit der Ernährungsfrage selbst gar nichts mehr zu tun hat. Denn es geht um mehr. Es geht um den schmalen Grat zwischen dem Privaten und dem Politischen, zwischen persönlicher Freiheit auf der einen und kollektiver Verantwortung auf der anderen Seite. Muss ich mir als Fleischesser mein Gewissen und meinen Appetit verderben lassen, nur weil ich einen vielleicht unvernünftigen, aber durchaus gängigen Speiseplan habe?

Klares Ja! Besseresser dürfen nerven. Sie sollen es sogar.

Denn Essen ist zwar eine höchst private Angelegenheit; das Beschaffen der Mahlzeit aber keineswegs, seitdem die Lebensmittelproduktion industrialisiert und der Handel globalisiert ist. Die Summe persönlichen Verbrauchsverhaltens hat ein weltumspannendes System etabliert.

Das Thema Essen und Genuss ist also ein Paradebeispiel für die Binse, dass alles Politische im Privaten beginnt. Wer es dennoch für empörend hält, sein Jägerschnitzel diskursiv verteidigen zu müssen, der sei an eine alte Metapher erinnert: Wer „über den Tellerrand schaut“, gilt als interessiert, offen und lernwillig. Also los!

Uwe Amhein ist Herausgeber von Enter.

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