Aigners einsamer Kampf gegen Facebook

13. September 2011

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner hatte bereits vor einem Jahr ihr Profil auf Facebook gelöscht – begründet hatte sie es mit den fortwährenden Verstößen des Unternehmens gegen den Datenschutz. Nun forderte sie in einem Schreiben an ihre Kabinettskollegen den kollektiven Verzicht auf Fanpages der Ministerien sowie Like-Buttons auf deren Webseiten.

Dass Facebook nicht zimperlich in Sachen Datenschutz ist, wissen wir alle. Dass ein Ministerium kaum vertrauliche Informationen auf der Plattform hinterlegen wird, allerdings auch. Warum also der Boykott? Geht es darum, ein Zeichen zu setzen für den Verbraucherschutz? Überzeugender wäre es allemal, auf politischer Ebene für verbindliche Regelungen zu kämpfen und Medienkompetenz der Bürger zu stärken. Facebook ist ein globaler öffentlicher Raum, den man nicht einfach ignorieren kann. Eine beleidigte Verweigerungshaltung überzeugt da nicht. Wie wäre es damit, Facebook selbst dazu zu nutzen, für mehr Datenschutz auf der Plattform zu mobilisieren? Eine intelligente Trojaner-Kampagne würde sicherlich mehr bewegen, als sich in den Schmollwinkel zurückzuziehen. Und sicherlich ließen sich damit mehr Fans gewinnen, als die 235, die beispielsweise das  Bundesministerium für Arbeit und Soziales bisher auf Facebook gewinnen konnte.

 

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2 Kommentare

  1. J. Krueger
    J. Krueger
    27. September 2011 zu 09:12
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    Unanhängig einer Bewertung der Strategien der Ministerin: Die Begründung, mit der hier ein facebook-Boykott abgelehnt wird, ist keine.

    "…den man nicht einfach ignorieren kann"? Boykottieren ist nicht gleich ignorieren. Und im Übrigen: Selbstverständlich kann "man" das. Beides.
    Solche unbegründeten Postulate sind nicht einmal dem Anschein nach Argumente.

    Ein Einsatz auf politischer Ebene stellt keine Alternative zum Boykott dar, sondern eine Ergänzung, daraus ein entweder-oder zu stilisieren ist ein rhetorischer Trick, der Dummheit des Publikums unterstellt. Mag das Publikum das?

    "Facebook selbst dazu zu nutzen…" ist ein naiver Vorschlag, der an der wirklichen Dimension des Problems völlig vorbei geht. Facebook ist nicht ein grundsätzlich nutzerorientiertes Netzwerk mit ein paar schlecht gelungenen Datenschutzrichtlinien, die bloß mal überarbeitet gehören. Das ginge von innen. Der Handel mit den Daten der Nutzer ist die Geschäftsgrundlage facebooks. Deshalb sind Datenschutzmängel nicht Fehler im System sondern das System.

    Und jede Kampagne, die über facebook organisiert wird, ist zynischerweise nur ein neuer kommerzieller Erfolg für die Plattform, bewirkt also im Gegenteil eine Bestätigung der facebook Politik in der einzigen Dimension, die interessiert: Umsatz.

    Deshalb ist Boykott ein folgerichtiger Ansatz, denn das einzige, was facebook treffen könnte und wirklich etwas ändern, wären Verluste von Nutzer(date)n.

  2. Enter
    Enter
    6. Oktober 2011 zu 12:11
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    Meiner Meinung nach ist ein intelligenter Umgang mit und auf Facebook möglich. Mit viel Dogma, Berührungsängsten und beamtoider Verweigerungshaltung kann man social media natürlich auch ignorieren. Derjenige vergibt aber die Chance, hier Menschen zu erreichen, die vielleicht keine Pressemitteilungen lesen oder auf gut gemeinte, mäßig durchgeführte, vor allem aber ziemlich teure Kampagnen anspringen. Ich kann mich nur wiederholen: Auch auf Facebook selbst kann man für Datenschutz trommeln. Es gibt genügend Aktivisten, die das vorgemacht haben und millionenfach User die richtigen Privatsphäreneinstellungen erklärt haben. Schwarz und Weiß, Gut und Böse – so einfach ist es manchmal nicht.

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