Kolumne: Aufbruch ohne Stimmung

28. April 2011

Faul, egoistisch, oberflächlich: So ist sie also doch, die Jugend von heute. Das wäre die einfache Erklärung dafür, dass der neue, freiwillige Zivildienst floppt. Nicht einmal die Hälfte der 35.000 Stellen, die den im Sommer entfallenden Pflichtdienst ersetzen sollen, ist besetzt.

Lange Gesichter im Familienministerium und bei Caritas, DRK und Konsorten. Von Selbstkritik aus der Wohlfahrt und der Politik war freilich noch nichts zu hören. Angebracht wäre sie. So viel Melancholie wir dem Großen Zapfenstreich für die Wehrpflicht widmen, so viel Begeisterung und Energie müsste eigentlich in den Aufbau der neuen Strukturen gesteckt werden. Das Gegenteil geschieht. Wo ist die große, pfiffig gemachte Kampagne, die junge Leute erreicht? Wer erklärt ihnen leicht verständlich die Chancen und Vorteile einer Freiwilligenzeit für Job und Leben? Warum gibt es keinen konzertierten Auftritt des Bundes und der Träger in den sozialen Netzwerken und Web-Communities? Schlafen die zigtausend Werber und Berater, die im Regierungsviertel um die Ministerialbeamten herumscharwenzeln? Der Bundesfreiwilligendienst ist bisher einfach schwach bis gar nicht kommuniziert – leblos, bürokratisch, langweilig. So wird das nichts. Und so geht der Bundesfreiwilligendienst wahrscheinlich in die Annalen ein  – als ein weiteres Beispiel dafür, was passiert, wenn Politik und Sozialindustrie an ihren grünen Tischen vergessen, wer die Hauptpersonen in ihrem Spiel sind.

 Uwe Amrhein ist Herausgeber von Enter.

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