Kolumne: Ganz unter Kollegen

10. Februar 2011

 

„Neben einem überdurchschnittlichen Studienabschluss und sehr guten Englischkenntnissen, ist es von Vorteil, wenn Sie auch in Ihrer Freizeit Verantwortung übernehmen und sich bürgerschaftlich engagieren…“ So oder ähnlich schon mal im Stellenteil gelesen? Natürlich nicht.

Wenn Bürger-Aktivisten sind – man muss es ehrlich zugeben – eine Zumutung fürs Kollektiv. Der Kollege Feuerwehrmann rückt schon zum dritten Mal in diesem Monat während der Arbeitszeit zum Einsatz aus. Und Frau Elternbeiratsvorsitzende kneift immer dienstags bei den Überstunden.

Die Lösung klingt – na, klar – schön amerikanisch: Corporate Volunteering. Frei übersetzt: Die Belegschaft eines Unternehmens engagiert sich einfach gemeinsam für eine gute Sache. Aber bitteschön als Mitarbeiter der Firma erkennbar. Im Geschäftsbericht ist dann später nachzulesen, wie die ganze IT-Abteilung an einem Samstagvormittag die Gruppenräume des örtlichen Kindergartens frisch gestrichen und der Chef die Farbe spendiert hat.

Was daran schlecht sein soll? Nichts. Das ist ganz prima für den Kindergarten und eine gute Idee für die Personalentwicklung der Firma. Es hat nur überhaupt nichts mit dem persönlichen, individuellen, vielfältigen und eigensinnigen Engagement von Menschen zu tun. Und deshalb sagt ein großes Corporate-Volunteering-Programm wenig darüber, ob ein Arbeitgeber tatsächlich Bürgerengagement stärkt. Ach, ja. Sollte die fiktive Stellenanzeige wider Erwarten doch existieren: Her damit! Wir berichten.

Uwe Amrhein ist Herausgeber von Enter.

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