Kultur für alle?

11. März 2013

Wie können Berliner Kulturschaffende und -unterstützer ihre Arbeit so gestalten, dass sich vom Angebot der Hauptstadt alle angesprochen fühlen, unabhängig der ethnischen oder kulturellen Herkunft? Die Kulturloge Berlin lud zum Gespräch.

Die Gäste der Pressekonferenz auf dem Podium

Kultur für alle – multiethnisch und kulturell. Wie das geht, fragte Angela Meyenburg, Leiterin der Kulturloge Berlin (Mitte) am 1. März 2013 im GRIPS-Theater ihre sechs Gäste: Es diskutiertender Schauspieler Kerem Can (2.v. r.), Kirstin Hess, Dramaturgin am GRIPS-Theater Berlin (2.v.l.), Sophia Oppermann, Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland e.V. (3. v.l.), Hans-Wilhelm Pollmann, AWO Landesverband Berlin e.V. (r.), Thomas Renz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim (3. v.r.), und Christoffer Richartz von den Staatlichen Museen zu Berlin (l.).

Die Kulturschaffenden, -förderer und -wissenschaftler auf dem Podium berichteten nicht nur von ihren eigenen Alltags- und Arbeitserfahrungen, sondern entwarfen eine Vielfalt unterschiedlicher Herangehensweisen auf der „Suche nach der Zielgruppe“. Die gemeinsame Forderung: Kultur müsse sich lösen vom „bio-deutschen“-Ansatz, d.h. der Fokussierung allein auf die Mehrheitsdeutschen. Denn knapp sieben Millionen Menschen mit Migrationshintergrund leben in Deutschland, 470.000 von ihnen allein in Berlin.

Kulturlogen-Arbeit is Bewusstseinsarbeit

Angela Meyenburg (r.) im Gespräch mit , Sophia Oppermann (2. v. r.) von Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland e.V.

Einigkeit herrschte darüber, dass die Zielgruppe, die derzeit weitgehend ignoriert werde, keine diffuse Masse sei, sondern vielmehr ein Vielzahl von verschiedenen Familien- und Lebensgeschichten. So meint Angela Meyenburg: „Kulturlogen-Arbeit ist Bewusstseinsarbeit. Deswegen müssen wir – bei Bedarf auch in den einzelnen Familiensprachen – über Kultur reden. Flyer allein erreichen die Menschen nicht, vielmehr ist es das persönliche direkte Gespräch oder Mund-zu-Mund-Propaganda.“ Kultur, das sei etwas Soziales. Und genauso müsse es eben auch angepackt werden. Jenseits von Vorurteilen und Sprachbarrieren, da waren sich alle einig, müsse das Ziel vor allem eines sein: Das Interesse von einzelnen Menschen an Kultur wecken, die dann in den Familien- und Freundeskreisen hineinwirken.

„Es braucht eine Haltung, die ausdrückt: ‚Ihr seid ebenso Teil der Gesellschaft und Ihr seid herzlich eingeladen!‘“ betont die Leiterin der Kulturologe Berlin. Praktisch gesprochen bedürfe es einer Integration der „Migrationshintergründe“ in die Kultur durch die Kultur. Das bedeute eben auch, mehr Veranstaltungen zuzulassen, die nicht aus dem eigenen Repertoire stammen, sich mit Vereinen und Organisationen zusammen zu setzen, welche die Interessen der verschiedenen Minderheiten in Deutschland vertreten. Nur so könne es zu einem gegenseitigen Kulturaustausch kommen, bei dem keine Seite außen vor bleibt.

Einen ausführlichen Artikel über den Streit, der innerhalb der Kulturlogen-Bewegung ausgebrochen ist, finden Sie hier.

 

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