Wir sind gar nicht so – ungewöhnliche Stifter
Er ist alt, reich, eitel. Und, ja: er ist immer ein Er. Der Stifter. Er hat sein Geld als Unternehmer gemacht. Entweder als hanseatischer Kaufmann oder als schwäbischer Fabrikant. Manchmal hat er geerbt und ein schlechtes Gewissen wegen seines unverschuldeten Reichtums. Aber das ist seltener. In den meisten Fällen ist er Selfmade-Millionär und ein harter Arbeiter. Das hat ihn konservativ werden lassen. Kohls CDU war ihm lieber als die unter Merkel. Die Nachkriegszeit hat er als Kind oder Jugendlicher bewusst erlebt. Er weiß, was Aufbau heißt. Er vertraut Gott und sich selbst. Er gibt gerne. Aber vor allem gibt er aus preußischem Verantwortungsgefühl. Dafür wird er nicht geliebt, aber geachtet.
Der Stifter ist alt, reich und eitel. Und ein bisschen langweilig. Ach, ja? Dann lesen Sie mal.
Der Brückenbauer
Carsten Rübsaamen
Wenn ein promovierter Innovationsmanager eine Stiftung gründet, darf man ein besonders cleveres Konzept erwarten. Und tatsächlich ist die Bücherbrücke als kombinierte Stiftung und Social Business ein ungewöhnlicher und ungewöhnlich gut funktionierender Hybrid. Auf einer Pfadfinder-Exkursion in die Mongolei ist Carsten Rübsaamen auf die Idee gekommen, zum Bildungsexporteur zu werden. Und so funktioniert es: Die Stiftung sammelt englischsprachige Bücher ein, die von Verlagen oder engagierten „Bücherhelden“ zur Verfügung gestellt werden und schickt sie in selbst errichtete Bildungszentren in der Mongolei. Dort werden dann auch noch die Lehrer vor Ort gecoacht. Die Arbeit der Stiftung wird komplett vom Social Business, der Bookbridge GmbH, finanziert. Der besondere Clou: Die GmbH verdient damit Geld, indem sie Führungskräfte-Programme durchführt, in deren Rahmen u. a. Nachwuchs-Manager Bookbridge-Bildungsprojekte aufbauen und dabei jede Menge lernen. Carsten Rübsaamen ist unversehens zum Vollzeit-Stifter und Sozialunternehmen geworden. Sein ehrgeiziges Ziel: bis zum Jahr 2014 sollen 3 Millionen Kinder erreicht werden.
Die Jüngste
Jennifer Klein
Stifter müssen alt und reich sein? Das war einmal. Jennifer Klein war gerade einmal 16 Jahre alt, als sie mit der Stiftung „Girls for Plan“ an den Start ging. Zusammen mit einer Handvoll Mitschülerinnen wollte sie etwas gegen die Beschneidung von Frauen in Afrika unternehmen. Ein Schuljahr lang dauerte es, bis durch Aktionen wie einer Modenschau, einem Weihnachtskonzert oder Kuchenverkäufen 10.000 Euro zusammenkamen – das Startkapital, um unter dem Dach von „Plan International“ eine eigene Stiftung zu gründen. Die zwölf Mädchen leisten nicht nur wichtige Aufklärungsarbeit in Afrika und Europa, sie lernen auch, wie modernes Engagement aussieht und wie man früh Verantwortung übernimmt.
Die Studenten
Elemente der Begeisterung
„Elemente der Begeisterung“, das ist die erste und bislang einzige nur von Studierenden getragene rechtsfähige Stiftung. Oliver Janke und vier Mitstreiter aus Leipzig waren schon vorher in diversen Hochschulprojekten engagiert und wollten sich endlich von der Förderung und Vorgaben der alma mater unabhängig machen. Seit drei Jahren beweisen sie inzwischen, dass Engagement am besten in Eigenregie funktioniert. Dafür steht zum Beispiel das musikalische Sommercamp in Dessau, bei dem Musiker aus Tunesien, Frankreich und Deutschland zusammenkamen, sich kennenlernen konnten und Konzerte gaben. Neben der konkreten Projektarbeit ist das studentische Team aber auch zum Stiftungs-Consultant geworden. Mit dem Programm „Jugend stiftet!“ werden junge Engagierte bei der Stiftungsgründung beraten. Die neueste Initiative: Auf der Facebook-Seite „Junge Menschen in Stiftungen“ können sich werdende Stifter und Stiftungsmitarbeiter vernetzen, austauschen, beraten.
Der Manager
Bernard Eßmann
Es gibt Stifter, die sich selbst ein Denkmal setzen wollen, mit dem ganz praktischen Engagement aber nicht viel zu tun haben wollen. Bernard Eßmann hat es anders gemacht als die Scheckheft-Philanthropen. Er war Unternehmensberater und mit einer eigenen Private-Equity-Firma zu Geld gekommen. 2003 gründete er mit seiner Frau Julia die Peppercorn Foundation. Als beide gemeinsam nach Afrika reisten, um dort Hilfsprojekte der Organisation Hands@Work für Aids-Waisen zu besuchen, wurde ihnen klar, dass sie eine neue Aufgabe gefunden hatten. Bernard Eßmann gab die Geschäftsführung seiner Firma ab, und ging mit Frau und drei Kindern für ein Jahr nach Afrika, um vor Ort in einem der Waisenprojekte mitzuarbeiten. Zurück in Deutschland hieß es nicht business as usual. Bernard Eßmann wurde zum Vollzeit-Stifter, organisiert Freiwillige für die drei Waisenprojekte, die die Stiftung unterhält, und sammelt Geld ein, damit aus der Familienstiftung eine breit aufgestellte Hilfsorganisation wird.
13. Mai 2011 zu 08:47
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Da wurde noch was ganz zentrales vergessen: DER STIFTER ist männlich – habe schon lange keinen Artikel mehr mit so durchgehender Genderignoranz gelesen.