Big-Brother-Awards 2012

16. April 2012

Wer die Privatsphäre von Bürgern besonders hemmungslos verletzt und persönliche Daten Dritten zugänglich macht, hat gute Chancen, für den Big-Brother-Award nominiert zu werden. Am Freitag wurden diejenigen Institutionen, Unternehmen und Persönlichkeiten bekanntgegeben, die sich im Finale für den Negativ-Preis durchsetzen konnten:

Foto: Matthias Hornung / CC-BY-SA

Behörden und Verwaltung: Innenminister von Sachsen

Unter der Ägide von Markus Ulbig wurde eine Funkzellenabfragen im Raum Dresden für den 19. Februar 2011 intiiert. Damals demonstrierten 20.000 Menschen gegen einen Nazi-Aufmarsch. Tausende Handynutzer wurden identifiziert, die erhobenen Daten ohne Genehmigung in Strafverfahren verwendet.

Kommunikation: die Cloud

Wer Daten – auch die anderer Personen – in der Cloud speichert, gibt die vollständige Kontrolle über sie ab. Die meisten Anbieter sind in den USA ansässig und gewähren den dortigen Behörden Zugriff auf die Daten.

Politik: Bundesinnenminister Friedrich

Der CSU-Politiker wird für die Einrichtung des Cyber-Abwehrzentrums und des Gemeinsamen Abwehrzentrums gegen Rechtsextremismus (GAR) „geehrt“, die am Parlament vorbei stattgefunden haben. Kritisiert wird auch die geplante gemeinsame zentrale Verbunddatei „gewaltbezogener Rechtsextremismus“. Mit den Maßnahmen werden Polizei, Geheimdienste und teilweise das Militär auf unzulässige Weise vernetzt und verzahnt.

Verbraucherschutz: Blizzard Entertainment

Das Unternehmen ist mit Online-Spielen wie World of Warcraft groß im Geschäft. Dabei werden genaue Profile und Nutzerdaten der Spieler gesammelt und teilweise öffentlich zugänglich gemacht.

Technik Gamma Software

Vertreibt Spionage-Software. Geworben wird unverhohlen damit, dass die Spionage-Software über Sicherheitslücken in gängiger Software auf fremden Computern einschleusbar ist.

Arbeitswelt: Bofrost

Spionierte Betriebsräte mit entsprechender Software aus.

Wirtschaft: Brita GmbH

Die Firma verkauft über Spender Trinkwasser in Schulen. Die Abrechnung erfolgt über einen leicht auslesbaren RFID-Chip an den Flaschen. Kritisiert wird Übertechnisierung und Überwachung, an die schon Kinder gewöhnt werden.

Foto: Matthias Hornung / CC-BY-SA

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