Editorial – mehr machen lassen

13. Juni 2013

In einer 15.000-Einwohner-Gemeinde organisiert eine Handvoll engagierter Frauen einen generationenübergreifenden Frühstückstreff. Sie sind kein Verein. Sie wollen für dieses Experiment auch keinen gründen, sondern einfach mal loslegen. Bloß: Über wessen Konto und vor allem über
wessen Steuererklärung laufen Einnahmen und Ausgaben? Wer schließt
eine Versicherung ab? Und überhaupt: Wer haftet, wenn etwas passiert?
Einfach mal loslegen… das ist leichter gesagt als getan. Nicht immer findet sich eine so genannte Trägerorganisation, an die Aktive mit einer Idee vor Ort andocken und einfach mal etwas ausprobieren können. Ohne eigenen Briefkopf, eigenes Bankkonto und Eintrag ins Vereinsregister. An manchen Orten übernehmen Bürgerstiftungen diese Rolle, aber das ist die Ausnahme.
Es braucht offenbar Katastrophen, um diese Mechanismen auszuschalten. Notstand ermöglicht Engagement in Selbstorganisation, was schlicht und einfach daran liegt, dass sich die Frage „Dürfen die das überhaupt?“ verbietet, wenn es um die nackte Existenz von Menschen geht. Das hat die Flut der vergangenen Tage wieder gezeigt, und wir beleuchten das Phänomen in diesem Heft, unter anderem mit einem eindrucksvollen Beispiel.
Für die fünf Frauen und ihr völlig undramatisches Generationenfrühstück in der Provinz gibt es derzeit noch keine Lösung. Keinen sicheren Hafen wie beispielsweise einen Universalverein, der als lokales Engagementlabor funktioniert. Vielleicht lassen sie es am Ende einfach bleiben, was
ganz sicher keine Katastrophe wäre. Verschenktes Engagement wäre es allemal.

Uwe Amrhein ist Herausgeber von Enter.

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