re:campaign – schön war’s

10. Mai 2013

In der „Station am Gleisdreieck Berlin“ fand im Rahmen der re:publica, der größten Webkonferenz Deutschlands, vom 6. bis 7. Mai die re:campaign statt. Das alte Postgebäude direkt hinter der Hochbahn bot mit seinem Innenhof bei frühlingshaften Temperaturen eine wunderschöne Kulisse für die Konferenz, die die besten Netzkampagnen zeigen will. Akteure und Engagierte aus allen zivilgesellschaftlichen Bereichen tauschten sich über neueste Entwicklungen und wiederkehrende Probleme bei Online-Kampagnen und Social Media aus. Enter war auch dieses Jahr wieder Medienpartner.

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Der erste Tag verlief als eher klassische Konferenz mit Vorträgen und Workshops, die von Experten geleitet wurden. In den Themen zeigte sich deutlich die Fokussierung der re:campaign auf die Frage, ob und wie politische Partizipation durch Online-Kampagnen gesteigert werden kann. Das Parade-Beispiel hierfür – Obamas US-Wahlkampf – wurde gleich im Eröffnungsvortrag prominent von Betsy Hoover behandelt, die als Director for Community Organizing maßgeblich für den Online-Erfolg der Kampagne „Obama for America“ verantwortlich war.

Neben einem Workshop zur Frage, was wir von US-Kampagnen lernen können, drehten sich die nachmittäglichen Panels dann auch um ganz andere Themen politischer Partizipation. So wurden abstrakte Inhalte wie die Macht des gewaltlosen Widerstandes, das Potenzial strategischer Online-Kampagnen oder Chancen und Risiken von E-Partizipation besprochen. Aber auch an diesem ersten Tag wurden in vielen Workshops schon ganz konkrete Fragestellungen der Online-Projektarbeit gestellt. Wie funktioniert das neue Nonprofit-Programm von Youtube? Wie sehen gute Content-Strategien aus? Was sind typische Fehler, die Nonprofits bei ihrer Social Media-Arbeit machen? Katarina Peranic und Henrik Flor von der Stiftung Bürgermut stellten Strategien für Projekttransfer vor und diskutierten, wann und wie ein Transfer sinnvoll eingesetzt werden kann und welche Fallstricke bedacht werden müssen.

So schön das Gelände und die Gestaltung der re:campaign war, zeigte sich schon am Montag ein Problem der Location. Die einzelnen Workshops in der großen re:campaign-Halle wurden durch flexible Pappkarton-Elemente voneinander abgetrennt. Schön für neugieriges Reinschnuppern, aber leider schlecht für die Akustik. Bei vier parallel stattfindenden Veranstaltungen war es manchmal schwer dem eigenen Workshop zu folgen, besonders wenn nebenan ein Youtube-Video mit großer Lautstärke abgespielt wurde…

Nach dem vortragsgeprägten Montag wechselte am Dienstag die Form der Veranstaltung in ein Barcamp, bei dem alle Beteiligten ihre Fragen und Ideen einbringen und gemeinsam besprechen. Das Organisatorische klappte reibungslos, das Programm zügig online einsehbar und der Tag planbar. In einigen Sessions wurden einzelne Kampagnen vorgestellt und diskutiert, wie die Rettung des Gotischen Saals in Kreuzberg oder ein interaktives Mahnmal zur Erinnerung an die Euthanasie-Opfer. In anderen Sessions ging es um neue technische Trends und Tools, wie das neue Online Campaigning Tool von more onion oder die NFC-Technologie. Oft wurden auch gemeinsame Fragen des Online-Campaigning aufgeworfen und diskutiert, wie die Organisation der Content-Redaktion, der Einsatz von bewegten Bildern als Content oder das Volunteer Management.

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Die Qualität der Sessions war dann hoch, wenn sich viele engagiert mit ihren Fragen und Anregungen einbrachten. Weniger spannend wurde es, wenn die Teilnehmer doch eigentlich einen Vortrag oder zumindest mehr Input erwarteten. Und dies geschah in wieder anderen Sessions dann auch, wenn Sessiongeber oder Teilnehmer eigentlich nur von ihrem eigenen Projekt reden wollten. Aber in jedem Fall konnte man einiges aus den Sessions mitnehmen: neue Ideen, Anregungen für eigene Kampagnen, Tipps zur Verbesserung der eigenen Arbeit. Der große Pool von Aktiven und Engagierten bietet einen so reichen Erfahrungsschatz, dass ein Barcamp hier eine echt sinnvolle Sache ist.

Und bei der guten multimedialen Vernetzung aller Teilnehmenden muss niemand traurig sein, eine Session verpasst zu haben. Denn einen Tag nach der re:campaign gab es Audio-Mitschnitte, Text-Zusammenfassungen oder sogar kleine E-Books fast aller Vorträge oder Workshops online und für alle verfügbar.

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