Pseudo-Engagement

11. April 2012

So einfach geht das also. Den digitalen Daumen nach oben, und schon ist man sozial engagiert. Das kostet nichts – kein Geld, keine Zeit und keine Mühe. Es geht bequem vom Sofa aus und das sogar anonym.

Keine Sorge, das wird keine Geschichte über die kollektive Erregung in sozialen Netzwerken. Darüber ist genug geschrieben. Es geht hier um Alibi-Engage­ment. Um einen Einsatz, der in Wahrheit gar keiner ist und der nur einem Zweck dient: dem ei­genen Wohlgefühl.

Haltung äußern ist noch kein Engagement

„Der Widerstand gegen Kindes­missbrauch wächst“, freuten sich vor einigen Wochen die Initia­toren einer Facebook-Kampagne über Zigtausend „Fans“ binnen weniger Tage. Man beachte die Wortwahl. Als sei Kindesmiss­brauch kein Verbrechen, sondern eine Art staatlicher Beschluss, gegen den bürgerschaftlicher Einsatz zu leisten wäre.

Es stimmt nachdenklich, dass auch gebildete Menschen in gro­ßer Zahl glauben, sie würden sich für oder gegen etwas en­gagieren, gar Widerstand leis­ten, indem sie den Zeigefinger mit der Maus bewegen. Damit wir uns richtig verstehen: Diese Hängematte ist kein Internet-Phänomen. Der gutbürgerliche Mittfünfziger, der seinen Namen unter eine Protestnote gegen Stuttgart 21 kritzelt, verhält sich nicht anders.

Es gilt mit einem grundlegen­den Missverständnis aufzuräu­men: Mal eben unverbindlich Haltung zeigen, ist noch längst kein Bürgerengagement. Es bil­det allenfalls dessen Kulisse.

Doonited: Selbstbespaßung als soziale Tat verpackt

Die Internet-Plattform dooni­ted.com treibt es auf die Spit­ze. Besucher der Seite werden aufgefordert, eine gute Tat vorzuschlagen. Wer sich dann dieses „Daily Good“ zu eigen macht, also die gute Tat des Tages selbst vollbringt, darf sich einen „Drop“ abholen. Drops sind die Währung auf der Plattform.

Die vermeintlichen guten Taten sehen dann so aus: „Nimm die Treppe, vermeide Rolltreppen und Fahrstühle“. Das mag sinn­voll sein, hilft aber vor allem der eigenen schlanken Linie. Drei Tage vorher lautete der Appell: „Versüße jemandem den Tag mit einem leckeren Nach­tisch.“ Auch nicht schlecht, wenn auch diesmal weniger figurfreundlich.

Kurz: Es geht um Selbstbespa­ßung, um seelische Wellness. Es geht um das gute Gefühl, et­was für die Welt zu tun, ohne sich dafür anstrengen zu müs­sen. Das wäre nicht weiter zu beachten, würden sich die Doo­nited-Macher nicht selbst als „Social Impact Business“ be­zeichnen. Als Unternehmen mit sozialer Wirkung. Damit wähnen sie sich in einer Liga mit den Sozialunternehmern, die jeden Tag konkret Menschen helfen.

Genau an dieser Stelle beginnt das Ärgernis. Die tatsächli­che Wirkung von Doonited und Konsorten geht nicht nur gegen Null. Die Ego-Politur wirkt so gar kontraproduktiv. Sie ver­spricht soziale Veränderung ohne Anstrengung und erinnert damit an die Schlankheits-Wundermit­tel aus der Fernsehwerbung: Traumfigur ohne Sport und Diät. Solcher Pseudo-Aktivismus, zu­mal per Internet, gefährdet das echte Engagement. Warum noch zur Demo gehen, wenn ich schon Facebook-Fan von „Gegen Atom­kraft“ bin? Warum die Jugend-AG von Greenpeace besuchen, wenn ich gerade beim VW-kritischen Videoclip der Organisation ein „Mag ich“ hinterlassen habe?

Dieses Alibi-Engagement wird inzwischen mit Begriffen wie One-Click-Activism oder, noch schöner, Slacktivism verbunden. Slacktivism ist ein Kunstwort, das sich als „Slacker“ (je­mand, der seinen Hintern nicht hochbekommt) und „Activism“ (Aktivismus) zusammensetzt. Es bezeichnet eine Spezies, die sich gerne symbolisch mit so­zialen Anliegen identifiziert, aber nicht aktiv daran mit­wirkt, einen Missstand zu be­seitigen.

Auch größere Organisationen und Netzwerke surfen auf dieser Welle. „Ich finde es gut, dass ich mit ein paar Cent so­zial aktiv sein kann“, sagt der Protagonist in einem Werbespot für „Deutschland rundet auf“. Kann er das wirklich? Die neu­en Mikro-Spenden an der Super­marktkasse sind eine feine Sache, keine Frage. Aber sozial aktiv sein, bedeutet mehr.

„Erstelle Dir einen erreichbaren aber ambitionierten Wochenplan“, lautete vergangene Woche eine gute Tat des Tages bei Doonited. Engagement wäre es, wenn es nicht beim Aufschreiben bliebe.

 

 

 

 

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14 Kommentare

  1. Daniel
    Daniel
    12. April 2012 zu 10:19
    | Antworten

    Eine kritische Betrachtung des Slacktivisms finde ich zwar gut, dennoch fehlen mir hier ein wenig die konkreten Zahlen und/oder Beispiele, die das verdeutlichen.

    Vor allem die Behauptung, dass Slacktivists sich nicht mehr engagieren bzw. zu Demos gehen, weil sie ja Facebook-Fan sind, finde ich schon eher weit hergeholt. Ebenso könnte man argumentieren, dass ein ökosoziales Verhalten immer mehr in den gesellschaftlichen Mittelpunkt rückt, und dadurch Menschen eher bewegt werden, sich noch ein wenig mehr zu engagieren.

    Mashable hat mal ein paar Zahlen vorgelegt, die den schlechten Ruf von Slacktivists etwas relativiert:
    http://mashable.com/2012/04/03/slacktivism-origin/

  2. Lois Lane
    Lois Lane
    12. April 2012 zu 13:10
    | Antworten

    Schade, dass ihr gesellschaftliches Engagement wiederholt mit "Anstrengung" verbindet, wo doch seit Jahren Studien übergreifend gezeigt wurde, dass Freude und Spaß an der Sache beim Engagement fast aller an oberster Stelle stehen (und das ist auch gut so!). Nur schlecht recherchiert oder bewusste Opposition?

    Als frühere Greenpeace Aktivistin habe ich häufig genug erlebt, wie viel stärker die Lust auf Action, Nervenkitzel und Abenteuer im Vordergrund steht, und dem Umweltinteresse den Rang abläuft. Ist es dadurch aber weniger wichtiges Engagement? Ist jemand, der im Forum einen wertvollen (kurzen) Beitrag hintgerlkässt von dem Millionen Nutzer in der Zukunft profitieren ein wenig engagiertere Mensch?

    Konkret vermisst habe ich in eurem Beitrag, was denn nun (eurer Meinung nach) Engagement bedeutet – anstelle einer reinen Kritik an virtuellem Engagement. Eine Petition zu unterzeichnen und damit bspw. eine Vorlage und Entscheidung im Landtag zu bewirken finde ich – ganz nebenbei – ein ganz wunderbares Engagement, was in der Tat keinen großen Aufwand benötigt.

    Sicherlich wäre es ganz im Sinne eines guten Journalismus hilfreich gewesen zu erwähnen, dass "Slacktivism" zu einer Sensibilisierung und positiven Betrachtung für gesellschaftliches Engagement führt. Eine solche positivere Betrachtung von Engagement hat immerhin das tatsächliche und das potenzielle Engagement der letzten Jahre gesteigert. Warum also diese (reine) Schwarzmalerei?

    Wem in der Gesellschaft hilft es die zu bestrafen, die persönliche Freude empfinden, weil sie sich (in ihren Augen) gesellschaftlich engagieren?

    Und wie viel MEHR an Engagement kann ein solcher Artikel bewirken der dazu aufruft, sich entweder ganz und "mit Anstrengung" oder gar nicht zu engagieren??

  3. Uwe A.
    Uwe A.
    12. April 2012 zu 15:10
    | Antworten

    Danke für das wirklich substanzielle Feedback, Lois. Wir machen ja neben Enter auch noch andere, unmittelbar engagementfördernde Projekte. Und aus dieser Erfahrung kann ich Dir nur zustimmen: Ja, Spaß am Engagement ist wichtig. Ja, es ist völlig legitim, bei sozialer Aktivität auch persönlich von Erfahrungen, Qualifikationen und neuen Kontakten zu profitieren.
    Unser Zwischenruf erschien uns trotzdem relevant und auch notwendig. Der Engagementbegriff leiert aus. Ihm droht das gleiche Schickal wie dem Wort "Nachhaltigkeit".
    Wer sich auf eine Haltung committed, hat sich noch längst nicht engagiert. Er oder sie hat sich zum Enagagement anderer Menschen bekannt. Das ist ein Unterschied. Die Daumen-hoch-Aktivisten verhalten sich wie Staddler & Walldorf aus der Muppet-Show. Sie kommentieren aus der sicheren Loge.
    Jetzt kannst Du dagegen halten, dass das immer noch besser ist als die stumme Mehrheit, die sich für gesellschaftliche Themen erst gar nicht interessiert. Das stimmt.
    Dennoch: Mit Kommentieren und "Liken" allein bringen wir keine PS auf die Straße. So wollten wir den Begriff Anstrenung verstanden wissen: Irgendjemand muss ja das starten, was andere dann unterstützen können. Übrigens ist Anstrengung nicht per se negativ. Mir jedenfalls macht sie Spaß… wie beim Sport.

    1. Lois Lane
      Lois Lane
      12. April 2012 zu 21:21

      "der Engagementbegriff leiert aus" ist gut 😀 😀 kann mich nicht erinnern, dass der jemals gestrafft gewesen ist…

    2. Uwe A.
      Uwe A.
      13. April 2012 zu 17:40

      Guter Konter. Wo Du recht hast, hast Du recht… 🙂

  4. Andreas
    Andreas
    12. April 2012 zu 15:25
    | Antworten

    Leider ein einseitiger und subjektiver Artikel, fernab von Zahlen, Daten und Fakten.

    Etwas sehr Wichtiges wird komplett vernachlässigt:
    Soziales Engagement beginnt immer (!) beim Einzelnen. Denn auch für wirkungsstärkeres, aktives soziales Engagement muss zuallererst ein Bewusstsein geschaffen werden.

    Wenn der Autor aber voraussetzt, dass soziales Engagement erst beginnt, wenn sich ein Umweltaktivist an einen zu fällenden Affenbrotbaum kettet (und nicht bereits in dem Moment, wo endlich angefangen wird Bewusstsein für Engagement zu schaffen, sei es durch Diskussionen, Petitionen und ja – ich spreche es aus – auch dadurch sich zuerst selber gut zu fühlen, um dann anderen helfen zu können), dann bleibt nur noch viel Erfolg zu wünschen beim Welt retten mit den verbliebenen "Aktivisten".

    Über deren minimale Wirkungsstärke könnte man jetzt mit Beispielen anfangen zu diskutieren. Aber anstatt endlich die Chance zu nutzen eine breite Masse mit Hilfe von Social Media für soziales Engagement Schritt für Schritt (ja, der Weg ist lang, aber richtig) zu sensibilisieren, geschieht genau das Gegenteil und man isoliert sich als kleine, aktive Gruppe der Heilsbringer.

    Ohne Wirkung, aber dafür mit reinem Gewissen.

  5. Hans im Glueck
    Hans im Glueck
    12. April 2012 zu 19:07
    | Antworten

    Wenn man schon ein so viel diskutiertes Thema als Titelgeschichte neu aufgreift ( http://en.wikipedia.org/wiki/Armchair_warrior), hätte ich mir eine etwas differenziertere, fundierte Darstellung mit gewünscht. Im besonderen zwei Punkte:

    1. Ganz abgesehen von der von dir geschaffenen Einheit von Engagement und Aufopferung – hast du Daten über die Wirkung von Doonited? Die „DailyGoods“ werden inzwischen in den Berliner U-Bahnen gezeigt – Wenn nur 0.01% der Fahrgäste den Ratschlag beherrschen, gibt es immerhin 150 neue Organspender oder Leute die mal einen Tag kein Fleisch gegessen haben.

    2. Wie kommst du dazu einen Klick auf den Like-Button "gebildeter Menschen in großer Zahl" als einen Versuch sozialen Engagements anstatt als schlicht zustimmende Geste zu bewerten? Damit unterstellst du doch direkt den Nutzern sozialer Netzwerke hier nicht differenzieren zu können und indirekt den Netzwerken selbst mitverantwortlich für mangelndes Engagement zu sein.

    Zwei Fehlschlüsse, die einen Artikel der ohnehin kein konstruktive Aussage hat nicht nur schlecht und beleidigend machen,

  6. Kai Dörfner
    Kai Dörfner
    12. April 2012 zu 20:26
    | Antworten

    Ich meine, es war Bill Tolliver, der beim IInternational Fundraising Congress in den NL vor zwei Jahren zu diesem Thema eine Einheit hielt. Er war auch eher kritisch gegenüber der sehr einfachen Form der "Like-"Aktivisten.
    Die Frage, die er stellte – und die noch beantwortet werden muss – wäre: Wie würden Menschen wie Martin Luther King oder Gandhi die sozialen Netzwerke nutzen? Sie hatten nur Telefon, kopierte Zettel oder Mund-zu-Mund-Werbung als Mittel, Menschen zu mobilisieren. Ägypten zeigte uns da einen Weg letztes Jahr …
    Das einfache liken ist – da stimme ich den Autoren völlig zu – wirklich nur pseudo-Engagement von der Couch oder dem Café aus. Aufwändiger sind da schon – weil man sich anmelden muss – z.B. Online-Petitionen.

  7. Pia
    Pia
    12. April 2012 zu 20:35
    | Antworten

    Sehr interessanter Artikel, gute Fragestellung, gute Kommentare. Man darf darüber nachzudenken, ob die Richtung noch stimmt. Kommt mir logisch vor, dass Leute, die richtig was anpacken, natürlich mehr bewegen, als Leute, die nur was "gut finden". Trotzdem ist es schon sehr viel wert, wenn im Alltag (z.B. bei uns die Bewohnerinitiativen im Problemviertel) einfach mal Zustimmung von den Passanten kommt.
    Es wurden in dem Artikel aber vor allem Internetphänomene beschrieben. Die Internetteilnehmer gehen diffus davon aus, dass eine Äußerung oder Bewertung (Daumen anklicken) auch von irgendwem entgegen genommen wird. Das hat aber im Internet keinerlei Relevanz, es wird nicht ausgewertet. Denn: Wen soll das interessieren?____Virtuelles Engagement braucht Adressaten, die daraus eine Handlungsdirektive im echten Leben machen, sonst ist das alles völlig wirkungslos, auch wenn zig Tausende sich plötzlich für irgendwas engagieren wollten: Sie müssen wirklich was tun, sonst ist es absolut belanglos. ____Deshalb finde ich den Artikel sehr gut und klar. Deckt sich mit meiner alltäglichen Erfahrung. Es macht einfach Spaß, mit Leuten richtig was zu machen, die eine Veränderung sehen wollen, ein wirkliches Ergebnis haben wollen! __Jauh.

  8. Daniel
    Daniel
    13. April 2012 zu 08:08
    | Antworten

    Gibt es eigentlich Beispiele dafür, dass Menschen einen ‚like‘ als Ersatz für Engagement sehen? Dies überhaupt als Engagement bezeichnen, also erzählen „Ich engagiere mich für Thema X, denn ich bin deren Facebook Fan“? So etwas ist mir noch nicht untergekommen.

    Andererseits haben wir es mit der ‚Silent Climate Parade‘ geschafft, Menschen über social media zu aktivieren, an unserer Klimademonstration teilzunehmen. Im letzten Jahr konnten wir die Teilnehmerzahl im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln: 800 Menschen waren mit uns auf der Straße, und ich behaupte jetzt mal, dass da gerne viele ’nicht-traditionelle Demonstranten‘ dabei waren. Ein Bild davon kann man sich hier machen: https://vimeo.com/29530713

    Ich denke dieses Beispiel zeigt, dass es auch bei uns klappt, von social media „PS auf die Straße“ zu bringen.

  9. Hannes Jähnert
    Hannes Jähnert
    13. April 2012 zu 12:26
    | Antworten

    Ein gelungener Zwischenruf! Vielen Dank liebe Enter-Redaktion. Ich meine euch richtig zu verstanden zu haben: Bei Enter-Artikeln handelt es sich eher um Diskussionsanstöße als um ausufernde Darstellungen mit Zahlen, Daten und Fakten, wie ich sie in meinem Blog zuweilen veröffentliche (www.hannes-jaehnert.de).

    Ich stehe dem Slacktivism ebenso skeptisch gegenüber wie ihr, die ihr vielerlei Ehrenamtsprojekte macht auf die ihr euch sicherlich auch etwas einbilden könnt. Ich sehe aber auch die von Oliver angesprochene Möglichkeit: Erst mit einer gewissen Haltung und guten Erfahrungen mit sozialem Engagement — und mag es auch noch so klein sein — wird längerfristige und stete die Mitarbeit in wirkungsvollen Engagementprojekten wahrscheinlich. Das zumindest referiere und schreibe ich am laufenden Band.

    Ich für meinen Teil beschäftige mich dabei mit dem Online- und Micro-Volunteering, das ich keineswegs als "virtuelles Engagement" verstanden wissen will. Mir ist aber klar, dass viele es genauso verstehen. Kürzlich habe ich über mein neues Projekt "ZiviCloud" geschrieben. Dabei handelt es sich um ein Webtool für die Zusammenarbeit mit Online- und Micro-Volunteers im deutschsprachigen Europa. Promt bekam ich auf Twitter folgenden Hinweis von einem Kampagnennetzwerk: 'Wir machen Micro-Volunteering! Eine Petition mitzeichnen dauert ja nicht lang' (sinngemäß).

    Die Arbeit, die zur Verwirklichung einer inklusiven Zivilgesellschaft nötig ist, bezieht sich also nicht nur auf die Menschen, die sich als gute Bürger engagieren wollen sollen, sondern auch — ja m.E. vor allem (!) — auf die Organisationen die wirkungsvolle Freiwilligenarbeit für jedermann (und -frau) möglich machen sollen … davon sind wir in der Tat noch Meilen nud Meilen entfernt.

  10. Oliver
    Oliver
    13. April 2012 zu 10:42
    | Antworten

    Hi. Den Bericht finde ich spannend, er motiviert mich zu einem ausführlichen Kommentar. Ich möchte dabei meine Position als Gründer von Doonited nicht verheimlichen.

    Wir denken, Gutes tun beginnt mit einem positiven Lebensstil im Alltag. Das bedeutet für uns: Verantwortungsvoller Umgang mit der Umwelt, freundlicher und respektvoller Umgang mit seinen Mitmenschen und auch ein bewusster Umgang mit seiner eigenen Gesundheit. So findet sich ein bunter Mix an guten Taten von denen hier einige wenige rausgezogen wurden. Andere gute Taten sind beispielsweise „Lege dir heute einen Organspendeausweis zu“, „Hebe heute mal ein Stück Müll im Park auf“ oder auch „Gehe nicht achtlos an einem Obdachlosen vorbei, gib ihm einen Apfel.“ Taten die durchaus soziale Wirkung zeigen, besonders wenn sie weltweit von vielen Menschen ausgeführt werden. Die Wirkung der einzelnen Taten wird übrigens immer in der Zusatzinformation aufgezeigt, oftmals auch durch interessante Statistiken.

    „Haltung ist noch kein Engagement“; das ist absolut richtig. Aus Gedanken müssen Taten und aus Taten Gewohnheiten werden. Das ist ein langer Prozess, aber ein wichtiger… und er muss eingeleitet werden, besonders für die Menschen die gerne sagen „Ich würde gerne Gutes tun, aber ich habe kaum Zeit, kein Geld und weiß nicht wie“. Für jene bietet der Doonited Ansatz den „easy entry“ zu sozialem Engagement, welches sich auf Basis eines gesteigerten Bewusstseins hoffentlich weiter ausbreiten wird. Wir sehen in Doonited keinerlei Konkurrenz zu sozialem Engagement anderer Art – im Gegenteil, gerne kooperieren wir und verweisen auf soziale Aktionen und Organisationen.

    Wir glauben wer heute als gute Tat etwas über lokal saisonale Nahrungsmittel lernt, wird beim nächsten Einkauf hoffentlich darauf achten. Doonited versucht die guten Taten daher so konkret wir möglich zu formulieren, für die Umsetzung ist jeder für sich verantwortlich.
    Seine Komfortzone zu verlassen ist für viele Menschen ein großer Schritt welchem Doonited einen regelmäßigen Impuls verleihen möchte. An dieser Stelle sei mir eine Zwischenfrage an den Autor erlaubt: Wann hast du das letzte mal bewusst etwas Gutes getan?

    Die Doonited Vision ist groß. Der Weg zur Vision ist oft lange und beginnt im Kleinen. So mag das große Ganze oftmals nicht sofort ersichtlich scheinen, als Redakteur hätte man sich allerdings darüber informieren können.
Wir stehen jederzeit gerne für ein Interview zur Verfügung. Dieses Engagement konnte dem Autor allerdings leider nicht abverlangt werden. Schade.

  11. Bert
    Bert
    15. April 2012 zu 14:08
    | Antworten

    Soweit ich weiß, gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse darüber, inwieweit „Slacker“ sich auch weitergehend engagieren. Micah White – zugegebenermaßen von der internetkritischen Fraktion – hat mal NGOs in der San Francisco Bay Area untersucht, die hauptsächlich online mobilisieren. Hier hat sich gezeigt, dass die Leute auf den Mailinglisten mit der Zeit immer schwerer zum bloßen Lesen der Mails, geschweige denn zu Offline-Aktionen zu motivieren waren. Das ist aber sicher nur ein empirischer Ausschnitt.

  12. Michael Grunewald
    Michael Grunewald
    25. April 2012 zu 12:05
    | Antworten

    Ein ganz netter Artikel, der aber eine Frage offen lässt! Wer entscheidet denn darüber, was eine "echte" Aktivität ist? Ich zitiere mal "Es gilt mit einem grundlegen­den Missverständnis aufzuräu­men: Mal eben unverbindlich Haltung zeigen, ist noch längst kein Bürgerengagement. " Denn auch bei einer Demonstration zeige ich meine Haltung…und mehr Verbindlichkeit als in einem >Daumen runter< ist da auch nicht drinne. Oder wird die Teilnahme an der Demonstration erst dadurch zum Engagement, wenn ich anschließend auch noch meinen Stromanschluss auf 100% atomstromfrei umstelle? Halt! Reicht das denn aus? Also so ganz einfach würde ich mich nicht zum Ankläger dieses >Daumen rauf/runter< Engagements machen…vom Richter, der hier urteilt, mal ganz abgesehen! Und ich möchte Lois Lane beipflichten. Eine Unterschrift zu leisten kann ein recht großes Engagement sein! In diesem Zusammenhang ist "ganz nett" dann doch eine beerdigung 2.er Klasse…

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