Endlager verzweifelt gesucht
Gorleben, Asse, Schacht Konrad oder doch lieber Schwarzwald? Bei der inzwischen Jahrzehnte dauernden Suche nach einen atomaren Endlager steht für die Deutschen nur eines fest: Not in my backyard.
Steigt beim deutschen Wutbürger schon die Erregungskurve, wenn in einigen Kilometern Entfernung eine Hochspannungsleitung entlang führen soll (die Aussicht wird beeinträchtigt), so ist die Lagerung von Atomschrott der GAU in Sachen Lebensqualität und Immobilienpreisentwicklung. Fast sehnsüchtig schauen Umweltpolitiker und Energiekonzernlenker derzeit nach Spanien. Dort feiert, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, das Dorf Villar de Cañas euphorisch, künftig DER spanische Atommüllfriedhof zu werden. Das trostlose Dorf mit den derzeit noch gut 400 Einwohnern blutete seit Jahren aus und hofft, von den Investitionen und die neu entstehenden Jobs zu profitieren. Beworben hatten sich übrigens 14 Gemeinden in ganz Spanien.
Realistischer als Vorbild erscheint da der Weg der schweizer Eidgenossen. Dort wird ein mehrstufiges Verfahren für die Bestimmung eines Endlagers favorisiert. Am Anfang steht die geologische Expertise, die nur wenige Standorte in der Schweiz überhaupt empfehlen wird. Eine umfassende Bürgerbeteiligung in Form von Diskussionsveranstaltungen, Workshops und anderen Formaten begleitet den gesamten Prozess.
Die deutsche Bundesregierung will bis zum Sommer 2012 ein Gesetz für eine bundesweite, ergebnisoffene Endlagersuche vorlegen. Das schweizer Modell, Legitimation durch Verfahren, dürfte am ehesten als Roadmap taugen, auch wenn man sich nicht die Illusion machen sollte, dass es in Deutschland jemals einen breiten Konsens über eine Endlagerstätte geben wird. Es gilt nach wie vor: Not im my backyard.
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