Der große Online-Sammelbüchsen-Test

1. Dezember 2011

 

 

Die Geheimnisvollen

altruja.de

„Wir wollen helfen, die Welt jeden Tag ein wenig besser zu machen…“ , beschreibt die Altruja GmbH aus München ihre Mission. Das ist mal ein Ziel. Der kommerzielle Dienstleister bietet alle relevanten Funktionen rund ums Spenden und Sammeln an: Formulare zum Einbinden in die eigene Website, SMS-Spenden, Zahlungsabwicklung, Spendenaktionen. Altruja ist auch für Laien gut bedienbar. Der Support stimmt. Allerdings: Die Weltrettung mithilfe der Münchner ist teuer. Drei bis neun Prozent des Spendenaufkommens gehen an Altruja, zuzüglich 79 Cent pro Spende. Und: Altruja kassiert auch bei Misserfolg. Sollten binnen drei Monaten nicht mindestens 150 Euro gesammelt werden, fallen 49 Euro Bearbeitungsgebühr an. Das alles erfährt der Nutzer nicht auf der Website, sondern erst im persönlichen Verkaufsgespräch.

 

Fazit: Altruja ist eine technisch ausgereifte Lösung für Starter, die hauptsächlich Fundraising betreiben möchten. Minuspunkte gibt es für den Preis und mangelnde Kostentransparenz.

 

 

 

Die Werkzeugmacher

fundraisingbox.com

 

„Wir machen Spenden“, lautet der etwas holprige Slogan. Die Fundraisingbox der Augsburger Wikando GmbH ist ein Werkzeugkoffer. Zehn Module, von der Spendenverwaltung, über den Spendenbutton für die eigene Facebook-Seite bis hin zum Newsletter-Versand, kann sich der Nutzer bedarfsgerecht zusammenstellen. SMS-Spenden, Mitgliederwerbung, Spendenformulare und Aktionsspenden sind weitere Funktionen. Ein intelligentes Konzept. Der Nutzer kauft nur, was er wirklich braucht. Das Support-Angebot wirkt ein wenig humoristisch: „…auch unser Team ist jederzeit für Sie erreichbar: Über unser Kontaktformular können Sie uns Ihre Fragen und Anregungen rund um die Uhr senden…“ Einen Minuspunkt verdient die mangelnde Kostentransparenz: Es gibt auf der Website keinen Hinweis auf Kosten und Preise. Die erfährt man erst auf individuelle Anfrage.

 

Fazit: Die Fundraisingbox empfiehlt sich für Organisationen, die schon im Social Web unterwegs sind und passgenaue Tools für spezielle Aufgaben brauchen. Für uns führt das Preis-Geheimnis zum Knock-out, aber das ist Geschmackssache.

 

 

 

Die Teuren

Spendino.de

Was uns bei der Fundraisingbox störte, ärgert auch bei Spendino: Keinerlei Preisangabe auf der Website. Immerhin kommt die Preisliste eine Viertelstunde nach unserer Anfrage per Mail. Mit einer Monatsgebühr von 50 Euro, einer einmaligen Gebühr von 100 Euro und 6,9 Prozent pro Transaktion für das Online-Spendenmodul „Professional“ ruft Spendino vergleichsweise happige Konditionen auf. Das SMS-Spendenmodul kostet noch mal extra. Auch Spendino bietet mit Anlassspenden, Spendenformularen, SMS-Spenden, Spenderverwaltung und Email-Marketing das ganze Paket. Positiv fällt die Demoversion des Tools „Hilfeleiste“ auf. Mit einem Klick wird sichtbar, wie Spendino eine aufklappbare Spendenleiste auf der eigenen Website integriert. Zudem punktet das Unternehmen mit einer transparenten und leicht verständlichen Darstellung der Datenverwendung. Für den stolzen Preis sollte eine Anpassung des Spendenformulars an das eigene Design möglich sein. Das gibt Spendino aber nur in der „Enterprise-Version“ her.

 

Fazit: Umfassendes Paket für Fundraising-Profis mit Preisen, über die eine kleinere Organisation erst mal schlafen muss.

 

 

 

Die Sortierer

helpdirect.org

 

Den Oldie unter den Geldsammelportalen gibt es seit 1999. So kommt er auch daher: klassische Suchmasken, keine Demoversion. Als Portal bietet Helpdirect Anlassspenden, Spendenformulare und Zahlungsabwicklungen. Eine nette Idee ist das Verschicken von Grußkarten über die Plattform, mit denen der Absender eine Spende verbinden kann. Einen Narren haben die Bonner am Thema Mikrokredite gefressen. Für Yunus-Jünger gibt es einen eigenen Bereich. Hilfsprojekte mit DZI-Spendensiegel werden von Helpdirect bevorzugt angezeigt. Das benachteiligt kleinere Projekte, die sich das teure Spendensiegel schlicht nicht leisten können. Als gemeinnütziger Verein bietet der Aktion HelpDirect e.V. seinen Service kostenlos an.

 

Fazit: Solide gemeinnützige Lösung, die sich eher an etablierte Organisationen mit Spendensiegel richtet als an neue Engagement-Rocker.

 

 

 

Die Aktionisten

helpedia.de

Helpedia konzentriert sich seit einiger Zeit ganz auf Spendenaktionen. Damit hebt sich die Plattform aus dem Hause der Augsburger Fundraisingbox-Macher angenehm von den Alleskönnern ab. Ein Fortschrittsbalken zeigt sofort, wie die Aktion läuft. Das Handling ist einfach und grafisch ansprechend verpackt. Die berufsjugendliche Duzerei nervt, aber das ist bei IKEA ja nicht anders. Wie schon bei der Fundraisingbox würden wir uns von der Wikando GmbH auch für Helpedia mehr Preistransparenz wünschen. Zwar versichert das Team, dass sich die Plattform nicht aus einem den eingeworbenen Spenden, sondern aus Gebühren der sammelnden Organisationen finanziert. Wie diese Gebühren aussehen, erfährt der Interessierte aber wieder nur auf Anfrage. Die Anmeldung läuft per Weiterleitung zur Fundraisingbox, die AGBs beziehen sich dann auch lediglich auf diese. Nicht unbedingt problematisch, aber intransparent.

 

Fazit: Das schicke und bewährte Spezial-Werkzeug für Spendenaktionen. Die eigene Transparenz ist ausbaufähig.

 

 

 

Die Netzwerker

betterplace.org

Die Social-Business-Überflieger der vergangenen Jahre möchten Menschen, die Unterstützung brauchen, mit Menschen, die helfen wollen, verbinden. Und sie verpacken smarte Ideen in cooles Design. Ein Fortschrittsbalken zeigt an, wie viele Euros dem jeweiligen Projekt noch fehlen. Neben Anlassspenden, Spendenformularen und Payment bietet Betterplace viel Community-Gefühl. Angemeldete Nutzer können sich gemäß ihrer Interessen zusammenschließen oder mit ihrem Gesicht für Projekte werben. Für gemeinnützige Organisationen ist betterplace kostenlos nutzbar. Unternehmen müssen zahlen. Anmelden und Spendenaktion anlegen geht geschmeidig und flott. Beim Support ist Luft nach oben. Es gibt keine Demoversion und keine Hotline. Einen Zusatzpunkt vergeben wir für die detaillierte und verständlich formulierte Datenschutzerklärung.

 

Fazit: Für Social Networker, die nicht nur sammeln oder spenden, sondern auch Community erleben wollen, ist Betterplace die richtige Maschine.

 

 

 

Die Hobbyisten

Donare.de

Als Portal für Aktionsspenden fischt Donare im gleichen Teich wie Helpedia. Dies allerdings völlig kostenlos und ehrenamtlich. Die Macher sind überwiegend Jungunternehmer und verdienen ihr Geld anderweitig. Ihre „donare gemeinnützige GmbH“ bittet um Spenden, scheint aber vor allem von ehrenamtlichem Einsatz zu leben. Das sieht man der Website an. Sie wirkt mehr „home made“ als die Profi-Konkurrenz. Von den noch deutlich unter 200 registrierten Organisationen haben viele keine Aktionsseite. Die Suche ist nicht komfortabel gestaltet. Klasse ist das Blog, in dem sich die Donare-Macher journalistisch versuchen und interessante Projekte vorstellen.

 

Fazit: Hier fließt pures Herzblut. Brauchbares, kostenloses Tool für Fans von Aktionsspenden, die mit einem eher einfachen Webangebot zufrieden sind. Relevanz über kritische Masse muss noch entstehen.

 

 

 

Die Amtsschimmel

Bank für Sozialwirtschaft: sozialbank.de/spendenportal

Suchst Du noch, oder spendest Du schon? Wer das Spendenportal der Sozialbanker gut findet, muss schon ein Faible für das Internet der Generation 1987 mitbringen. Ohne Konto bei der Bank geht erst mal gar nichts. Doch selbst, wer sich den mühsamen Weg ins Spendenportal der Bank erkämpft hat, findet keine Möglichkeit, sich und seine Aktion ansprechend darzustellen. Das wirkt dann leider nicht nur für Sammler, sondern auch für Spender unattraktiv. Schade. Die Bank für Sozialwirtschaft gehört den großen Wohlfahrtsverbänden. Die hätten den jungen, coolen Social Entrepreneurs hier mal zeigen können, dass sie mithalten. Chance vertan.

 

Fazit: Nur interessant für Organisationen, die schon Kunde bei der Bank sind und denen ein zeitgemäßer Auftritt nicht wichtig ist.

 

 

 

Die Design-Muffel

spendenportal.de

Bei einem Wettbewerb für gruseliges Webdesign läge das Spendenportal vorne. Es sieht so altbacken aus wie der Name klingt. Das ist schade, denn die Kiste funktioniert ansonsten durchaus solide. Für einen symbolischen Euro lässt sich das Spendenformular inklusive Spendenbutton auf der eigenen Website einbinden. Transaktionsgebühren gibt es nicht. Die Kooperation mit der Bank für Sozialwirtschaft bürgt für grundsolide und sichere Abläufe. Ärgerlich ist die schlampig gepflegte Datenbank, die gelegentlich auch falsche Suchergebnisse liefert. Die Bielefelder Sozial AG kann für sich reklamieren, das Spiel mit erfunden zu haben… und zwar vor über zehn Jahren, als sich Gutmenschen noch nicht Social Entrepreneurs nannten.

 

Fazit: Praktisch und fast umsonst, aber leider ziemlich in die Jahre gekommen. Wen Letzteres nicht stört, der macht mit dem Spendenportal keinen Fehler.

 

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5 Kommentare

  1. Nicolas Reis
    Nicolas Reis
    1. Dezember 2011 zu 08:22
    | Antworten

    Liebes Enter-Magazin,
    Vielen Dank für diesen Vergleich, der auch wirklich humorvoll geschrieben ist. Geschickt gemacht, wir haben Euren „Test-Kauf“ nicht bemerkt, guter Investigativ-Journalismus.

    Bezüglich Eurer beiden Anmerkungen Transparenz und Preis haben wir bereits reagiert und diese gesenkt und deutlich auf der Seite angezeigt: http://www.altruja.de/spenden_software.html

    Viele Grüße und frohe Weihnachten!

    Euer „geheimisvolles“ Altruja-Team

  2. bernd Labetzsch
    bernd Labetzsch
    1. Dezember 2011 zu 12:07
    | Antworten

    Da ist was falsch verstanden worden. Die Bank für Sozialwirtschaft bietet ihren Kunden k o s t e n l o s ein Spendenformular an, dass so ziemlich alle Möglichkeiten abdeckt, die heute möglich sind. Lastschrifteinzugsspenden, Kreditkartenspenden, das Ganze in drei Sprachen, mit mobile Apps, mit Widgets und bald auf für SMS-Spenden. Das Ganze läuft über einen BFS-Sicherheitsserver, der vom TÜV zertifiziert wurde. Bislang nutzen dieses Tool rd. 1.300 Organisationen, ich denke, damit ist die Bank mit Abstand der größte Anbieter. Das wir diesen Service nur Kunden anbieten dürfte auf der Hand liegen, wir sind keine Clearingstelle.
    Als zusätzlichen Marketing-Kanal für diese Nutzer haben wir auf der Bankwebseite eine Sammlung aller Kunden eingerichtet, die dieses Tool nutzen. Ob der einzelne Kunde dort gelistet werden möchte, kann er entscheiden.
    Dieses „Portal“ hat alleine dieses Jahr rd. 6,5 Mio. € an Spenden generieren können, auch damit beweist dich unser Angebot als erfolgreich, wahrscheinlich auch deshalb, weil wir weder Transaktionskosten noch Grundgebühren noch Verwaltungskosten berechnen. Lediglich für die Nutzung der Kreditkartenspendenmöglichkeit muss an die Kreditkartenorganisation ein Obolus gezahlt werden, darauf hat die Bank für Sozialwirtschaft keinen Einfluss.

    Die Bank für Sozialwirtschaft ist zuständig für die Geldflüsse, für die echte Spendenabwicklung. Das ist auch der Grund dafür, dass die meisten der hier genannten Portale die Abwicklung der Spenden mit uns organisieren.

    Vielleicht sollten Sie sich die Tools mal ansehen: http://www.sozialbank.de/bfs-nettool-xxl/

    Mit den besten Grüßen
    Bernd Labetzsch, Bank für Sozialwirtschaft AG

  3. Harald Meurer
    Harald Meurer
    1. Dezember 2011 zu 16:14
    | Antworten

    Hallo Enter-Magazin,

    erst mal finde ich es toll, dass Sie sich dem Thema widmen, die Protagonisten der Szene mal vorzustellen. Leider bleibt der gute Ansatz in schlechter Recherche hängen. Ich erlaube mir das mal zu zumindest den uns betreffenden Bereich zu kommentieren. Die Fehldarstellungen bei den Kollegen sollen die selbst bewerten:

    1. Sie schreiben „Eine nette Idee ist das Verschicken von Grußkarten…“. Fakt ist, wir verschicken gar keine Grußkarten. Wo kommt die Info her? Richtig ist, dass wir ein integriertes System für Geschenkgutscheine haben namens HelpCard, in dem Spender sich individuell HelpCards selber gestalten und diese zugesendet bekommen. Der mit einer HelpCard Beschenkte verteilt den Wert der HelpCard auf die vielen Tausend Projekte bei HelpDirect. Übrigens ein gänzlich neues Fundraising-Instrument, das von uns erfunden und entwickelt wurde und das als „Software as a Service“ inzwischen bei vielen Organisationen in mehreren europäischen Ländern eingesetzt wird.

    2. Der Bereich Mikrokredite umfasst gerade mal 18 Organisationen mit 31 Projekten von über 2.000 Projekten auf unserer Plattform. Also gerade mal 1,6 %. Das wir daran wie Sie schreiben „einen Narren gefressen haben“ finde ich bei dem Verhältnis entsprechend dann doch nicht richtig dargestellt.

    3. Es stimmt nicht, dass Projekte mit dem Spendensiegel bevorzugt dargestellt werden. Von den ca. 270 Organisationen mit Spendensiegel die es gibt sind gerade mal 100 bei HelpDirect präsent. Wir haben aber über 700 Organisationspartner. Also eine große Mehrheit der Organisationen haben kein Spendensiegel. Außerdem stellen wir als einzige Plattform „alle“ Validierungssysteme bei HelpDirect vor. Das Spendensiegel ist nur eines davon. Seit 2 Jahren haben wir alle Validierungssysteme in unserem „HelpRank“ zur umfassenden Transparenz integriert, an dem der Spender genau erkennen kann, welche Systeme es gibt und welche Organisation sich welchem System verpflichtet. Übrigens die einzige kumulierte Transparenzdarstellung dieser Art. Kleine Organisationen, die sich das Spendensiegel nicht leisten können, habe immer die Chance, auch andere Validierungssysteme zu nutzen. Sie werden also nicht benachteiligt bei HelpDirect dargestellt. Wenn dem so wäre, dann hätten wir nicht so viele Hundert kleine Organisationen auf unserem Portal. Hier finden Sie alle von uns dargestellten Systeme: http://www.helpdirect.org/pruefzeichen-organisati… . Die Bewertung, dass wir uns nur an Spendensiegel-Organisationen richten ist schlicht falsch und zeigt auch das Verhältnis der Anzahl dieser Organisationen in unserem Gesamtportfolio.

    4. Ganz entgangen ist dem Redakteur, dass HelpDirect nicht nur das Portal den Organisationen kostenlos anbietet, sondern auch die aktuell günstigste Spendenformular-Lösung am Markt. Ein umfangreicher Vergleichstest der wichtigsten Anbieter hierzu ist im letzten Fundraiser Magazin publiziert worden. Inzwischen nutzen immer mehr Organisationen dieses Spendentool von HelpDirect zur Integration in ihre eigene Website. Den Vergleichstest und Infos zu unserem Tool finden Sie unter http://www.spendenformular.org

    5. Das hier abgebildete Logo nutzen wir bereits seit 3 Jahren nicht mehr. Wo haben Sie das aufgetrieben? Bei einer guten Recherche auf unserem Portal hätte das auffallen müssen.

    Mein Fazit:
    Guter Journalismus hat auch mit professioneller Recherche zu tun. Hier wäre es vielleicht ratsam gewesen, die Faktendarstellung doch mal bei den einzelnen Anbieter auf Richtigkeit abzufragen. So entsteht nur ein zwar rhetorisch witziger und lockerer Beitrag, der aber leider inhaltlich zu wünschen übrig lässt. Auch die Frage nach journalistischer Neutralität muss hier gestellt werden. Welchem Anbieter sich der Verfasser des Artikels ohne jegliche kritische Bewertung doch wohl recht offensichtlich zugetan fühlt, ist ja einfach zu erkennen. Schade, Chance vertan.

    Schöne Grüße

    Harald Meurer
    HelpDirect.org

  4. Bea Paessler
    Bea Paessler
    2. Dezember 2011 zu 09:06
    | Antworten

    Danke, Herr Meurer, für den Hinweis. Ich habe das Logo ausgetauscht.

    Grüße
    Bea Paeßler

  5. Tim
    Tim
    7. Februar 2015 zu 20:03
    | Antworten

    Sowohl der Link von Altruja (Kommentar 1 – soviel zum Thema Transparenz) als auch der Link der Sozialbank funktionieren nicht…..

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