Drogenkrieg erreicht das Internet

28. September 2011

Eine Serie von Morden an Bloggern erschüttert Mexiko. Der letzte öffentliche Raum, in dem noch kritische Meinungsäußerungen über den Drogenkrieg möglich waren, steht zur Disposition.

Dass diktatorische Regime die Opposition auch im Netz fürchten und verfolgen, ist keine Neuigkeit. Dafür steht etwa der ägyptische Blogger Chaled Said, den im Juni 2010 Mubarak-Schergen aus einem Internetcafé gezogen und auf offener Straße totgeprügelt haben. Er wurde zu einem der auslösenden Momente der Proteste, die später das Regime stürzten.

Foto: CC BY-NC 2.0 / El Enigma / Flickr.com

In Mexiko erleben wir nun, wie die organisierte Kriminalität Jagd auf Blogger und Netz-Journalisten macht. Vor zwei Wochen wurden eine verstümmelte Frauen- und eine Männerleiche in Nuevo Laredo an einer Brücke aufgehängt. Beide berichteten in sozialen Netzen über den Drogenkrieg. Am vergangenen Samstag fand man die entstellte und enthauptete Leiche Maria Elisabeth Macias Castro. Alle drei Morde werden dem Drogenkartell „Zetas“ zugeschrieben. Wie auch andere Journalisten veröffentlichte Macias Castro Berichte über den mexikanischen Drogenkrieg nicht mehr in der Presse, die längst gelähmt ist durch Todesdrohungen, Morde und Überfälle der Kartelle und Sicherheitskräfte. Per Twitter und auf der Plattform „Nuevo Laredo en Vivo“ schrieb sie von den Dingen, die sonst nirgendwo mehr veröffentlicht wurden: von Massakern und besonders unsichere Orte in der Stadt. Zusätzlich bietet die Plattform die Möglichkeit, anonym Verbrechen an Polizei und Militär zu melden. Mit dem Mord an Macias Castro wird nun endgültig auch der letzte geschützte öffentliche Raum unter Beschuss genommen: das Internet.

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