Marketing für das Gute: Fundraising – Stiftungen & Sponsoren

7. Juli 2011

Fundraising kennt viele Kanäle und Instrumente. In dieser Akademie-Lektion soll es um Förderungen gehen, die Stiftungen zur Verfügung stellen sowie um Ressourcen, die Sponsoren bereitstellen. Erfahren Sie hier, welche Wege aussichtsreich sind, und welche Umwege Sie sich ersparen sollten.

Welche Stiftung soll es sein?

Das Wichtigste zuerst: Es herrscht der verbreitete Irrglaube, dass alle Stiftungen ein beträchtliches Vermögen verwalten und auch fremde Projekte unterstützen. Tatsächlich gehört ein großer Teil der Stiftungen in Deutschland zu den Treuhandstiftungen. Das sind unselbstständige Stiftungen, deren Vermögen von Treuhändern im Sinne des Stiftungszwecks verwaltet werden. Andere Stiftungen sind für die Finanzierung eines eng definierten Zwecks eingerichtet worden – etwa die Finanzierung eines Altenstiftes. Auch hier werden fremde Projekte, die auf der Suche nach einem Geldgeber sind, keinen Erfolg haben. Bei den übrigen Stiftungen gilt es zwischen operativen und fördernden Stiftungen zu unterscheiden. Erstere stellen in der Regel eigene Projekte auf die Beine und sind nicht daran interessiert, andere Unternehmungen zu finanzieren – auch wenn es hier durchaus Ausnahmen gibt. Interessant für Projekte auf der Suche nach Finanzmitteln sind also die fördernden Stiftungen mit einem inhaltlichen Fokus, der zu Ihrem Projekt passt. Es gibt zentrale Aufstellungen von Stiftungen in Deutschland wie das Verzeichnis deutscher Stiftungen, das vom Bundesverband Deutscher Stiftungen herausgegeben wird. Es präsentiert fast 20.000 Stiftungen in gedruckter Form oder auch auf DVD. Eine Stiftungssuche wird zudem online angeboten.

Der richtige Projektantrag

Es empfiehlt sich, nicht planlos detailliert ausgearbeitete Projektpläne an fördernde Stiftungen zu schicken. Nehmen Sie die Homepage der jeweiligen Stiftung als Ausgangspunkt. Vergewissern Sie sich per Telefon, ob ein Projektantrag bei diesem Adressaten überhaupt sinnvoll ist. Machen Sie sich dazu einen kurzen Telefonleitfaden, damit Sie alle wichtigen Informationen zu ihrem Vorhaben souverän präsentieren können. Fragen Sie nach formalen Kriterien für einen Antrag: Was ist zu beachten? Wie umfangreich sollen die Unterlagen sein? Was darf auf keinen Fall fehlen? Auf einigen Stiftungs-Webseiten finden sich genaue Angaben dazu. Halten Sie sich möglichst präzise an diese und überschätzen Sie nicht den kreativen Spielraum.

Wettbewerbe

Ein anderer Kanal, finanzielle Zuwendungen von Stiftungen zu erhalten, sind Wettbewerbe, die Stiftungen, aber auch andere Institutionen veranstalten. Häufig ist die Konkurrenz nicht so groß, wie man vermuten würde, sodass sich eine Teilnahme lohnt. Ein Verzeichnis von Wettbewerben und Förderpreisen findet sich hier: www.buergergesellschaft.de/aktuelles/wettbewerbeund- foerderpreise

Coaching durch Stiftungen

Eine interessante Förderung der Stiftungen hat keinen finanziellen Charakter. Es gibt Stiftungen, die Mentoren- oder Coaching-Programme für Gemeinwohlprojekte anbieten. Für dieses bewirbt man sich wie bei einem Wettbewerb. Den Siegern winkt kein Geldpreis, sondern ein Programm, das zum Ziel hat, das Projekt zu professionalisieren. Es gibt beispielsweise Wochenendseminare, in denen Freiwilligenmanagement oder die Grundlagen von Öffentlichkeitsarbeit vermittelt werden. Machen Sie sich kundig, welche Stiftungen (es sind meist die größeren) ein solches Angebot machen.

Vielfältige Unterstützung durch Sponsoren

Sponsoren sind eine andere, vielversprechende Möglichkeit, Unterstützung für ein Projekt zu gewinnen. Sponsoren können Einzelpersonen, Unternehmen, andere Projekte oder Institutionen sein, die mit Geld, Sachleistungen, Ausstattung oder Infrastruktur behilflich sind. Das kann die Digital-Druckerei sein, die einen großen Banner für den Tag der offenen Tür kostenlos produziert, das Schreibwarengeschäft, das für das Sommerfest Straßenkreide zur Verfügung stellt oder das Bauunternehmen, das für den Bau eines Kinderspielplatzes am Wochenende einen Bagger plus Führer bereitstellt. Sponsoring ist in punktueller Form denkbar – also für Veranstaltungen,  Aktionen oder  Kampagnen, aber auch als kontinuierliche Unterstützung von Gemeinwohlprojekten. Manch ein Mitarbeiter in einem Gemeinwohlprojekt hat vielleicht keine Lust auf das vermeintliche „Klinkenputzen“. Dieser wird aber erstaunt sein, dass man häufig offene Türen einrennt, wenn man für eine gute Sache Unterstützung sucht. Meist ist es einfacher, Sachmittel oder Infrastruktur als Geld zu akquirieren. Am aussichtsreichsten ist die Akquise, wenn man planvoll vorgeht.

Den geeigneten Sponsor finden

Tragen Sie zusammen, in welchem Bereich Ihr Projekt arbeitet. Welche Unternehmen arbeiten – gerade in Ihrer Stadt oder Ihrer Kommune – in derselben „Branche“? Gibt es vielleicht einen Outdoor-Ausstatter, der dem Klettergarten, in dem Jugendliche soziale Kompetenzen trainieren, mit Material unter die Arme greifen kann? Damit es nicht bei einem einseitigen Nehmen bleibt, kann das Projekt in Aussicht stellen, dass der Sponsor in Publikationen, wie Flyern, Broschüren oder Aushängen genannt wird, oder in anderen Formen der Außendarstellung präsent ist. Umgekehrt darf der Sponsor gerne mit seinem Engagement für die gute Sache werben.

Unternehmen richtig ansprechen

Bei größeren Unternehmen gibt es so genannte CSR-Abteilungen. CSR steht für Corporate Social Responsibility und bezeichnet den Teil des Unternehmens, bei dem alle Gemeinwohl-Aktivitäten zusammenlaufen. Diese Abteilungen sind wichtige Ansprechpartner, wenn Sie Unterstützung von einem Unternehmen erwarten. Informieren Sie sich vorab, ob eine Zusammenarbeit möglich oder überhaupt sinnvoll ist und unter welchen Voraussetzungen. Ein kurzer Anruf kann hier eine Menge ersparen. Es ist wenig aussichtsreich, prophylaktisch lange Selbstdarstellungen zu verschicken – was Sie an den potenziellen Sponsor senden, sollte immer auf den Punkt formuliert sein, gerne etwas emotional und wenn möglich, mit einem klar definierten Mehrwert für das Unternehmen.

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Ein Kommentar

  1. Daniel
    Daniel
    27. Juli 2011 zu 21:51
    | Antworten

    Danke für den ausführlichen Beitrag und die vielen Tipps und Kniffe für das eigene Fundraising. Ich denke auch, dass der Trend in Richtung Großspender geht – Unternehmen, Stiftungen und private Großspender…

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