Kolumne: Eine Frage der Prioritäten

26. März 2011

Nicht wenige waren überrascht, als Norbert Röttgen letzten Mittwoch den Saal der DZ-Bank am Brandenburger Tor betrat. Mitten im größten anzunehmenden Atom-Stress nahm sich der Umweltminister Zeit für einen Auftritt bei der Verleihung des Förderpreises „Aktive Bürgerschaft“.

Es sei der einzige öffentliche Termin, den er in diesen Tagen nicht abgesagt habe, gab Röttgen zu Protokoll. Eigentümlich, zumal der Bundesminister für Reaktorsicherheit bis dato nicht als Engagement-Experte aufgefallen war.

Und seine Rede trug nicht dazu bei, diesen Eindruck zu ändern. Des Rätsels Lösung: Zwei von vier an jenem Abend zu dekorierenden Bürgerstiftungen sind in NRW zu Hause, wo Röttgen CDU-Landeschef ist und Neuwahlen mit ihm als Spitzenkandidaten nicht mehr fern scheinen. Gut, dass es der Gastgeber so deutlich formulierte. Peter Hanker, Vorstandschef des ausrichtenden Vereins Aktive Bürgerschaft, lobte den Umweltminister überschwänglich für dessen Kommen. „Das wird Ihnen Sympathien bringen“, versprach der eifrige Banker seinem Ehrengast. Na, dann hat sich’s ja gelohnt. Dass engagierte Menschen gute Wahlkampf-Bilder abgeben, ist nicht neu. Neu wäre, wenn Bürgerengagement nach der Wahl diese bemerkenswerte Priorität behielte.

Uwe Amrhein ist Herausgeber von Enter.

Weiter Lesen:

Kommentar abgeben