First-Class-Betreuung … ohne Dach und fast ohne Geld

10. Februar 2011

Kleinkinderbetreuung: Sie erhitzt Gemüter, füllt Bücher und leert Kassen. In Hamburg nehmen Mütter die Betreuung ihrer Kleinen selbst in die Hand, und das auf städtischen Spielplätzen. Es funktioniert genial einfach.

„Sie brauchen wirklich nicht viel“, macht Elisabeth Wierich potenziellen Nachahmern Mut. Sie führt die Geschäfte des Vereins „Aktion Kinderparadies – Betreute Kinderspielplätze Hamburg e.V.“ und leitet das Projekt seit 1991.

Das Angebot richtet sich an Eltern mit Kindern von anderthalb bis fünf Jahren. Zu festen Zeiten arbeiten täglich Betreuerinnen auf 30 öffentlichen Spielplätzen, die der Verein betreut. Eltern können ihre Kleinen ohne Anmeldung vorbeibringen: täglich, an bestimmten Tagen oder wenn es zu Hause mal einen Engpass gibt.

Für jeden Spielplatz ist ein Team von bis zu fünf ehrenamtliche Betreuerinnen zuständig, die einen festen Einsatzplan haben. Die Qualität der pädagogischen Arbeit steht der in professionellen Einrichtungen in nichts nach. 80 Prozent der eingesetzten Frauen sind Pädagoginnen, die sich als junge Mütter in einer Berufspause befinden. „Sie verbinden die Betreuung ihrer eigenen Kinder mit der Möglichkeit, im Beruf zu bleiben“, erklärt Elisabeth Wierich.

Einen Euro pro Stunde und Kind zahlen die Eltern direkt und bar an die Betreuerinnen auf dem Platz. Das vermeidet beim Verein jegliche Bürokratie. „Wenn ich nach einer Buchhaltung gefragt werde, muss ich immer lachen“, berichtet Elisabeth Wierich von verblüfften Interessenten. Vorteil für die Stadt: Mit sehr geringen Personalkosten verfügt sie über ein Betreuungsangebot für Kleinkinder mit sensationell geringem Aufwand. Und die Ausstattung der betreuten Spielplätze mit Spiel- und Wetterschutzhäusern ist noch weitaus günstiger als der Betrieb fester Horte.

Der Verein existiert seit 1952 und griff seinerzeit ein Modell aus Skandinavien auf. „Park-Tanten“ sollten damals sicherstellen, dass Nachkriegskinder auch ohne Dach über dem Kopf sicher spielen können. Heute ist die Ausgangslage eine ganz andere, aber die Notwendigkeit ist geblieben.

www.aktion-kinderparadies.de

 

Den „Weltbeweger der Woche“ stellen wir in Zusammenarbeit mit der Plattform www.weltbeweger.de vor.

 

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