Kolumne: Die üblichen Verdächtigen

25. Februar 2011

 Hat es schon jemand bemerkt? 2011 ist „Europäisches Jahr der Freiwilligentätigkeit“.
Klingt ja erst mal gut und in jedem Fall ziemlich staatstragend. Steht das Bürgerengagement jetzt vor dem großen Durchbruch? Erreichen die Themen der Engagierten die Regierungsetagen in ganz Europa? Machen wir uns nichts vor: Die Chancen sind überschaubar.
Das ist nicht weiter schlimm, schließlich erwartet BASF auch keinen Umsatzsprung durch das „Jahr der Chemie“ und kein Umweltschützer die Rettung eines Baumes durch das „Jahr des Waldes“. Diese beiden Titel schmücken dieses Jahr nämlich auch – beide ausgerufen von den Vereinten Nationen.

Was viel aufmerksamer zu beobachten sein wird: Wer betritt während des Freiwilligen-Jubeljahres die große Bühne? Bisherige Kampagnen und Auszeichnungen feierten nur die klassische, soziale Wohltat als preiswürdig und nachahmenswert. Quergedachtes, Politisches, gar Unbequemes? Fehlanzeige, wenn es ans öffentliche Schulterklopfen geht. Die reflexhafte Einteilung in Gutmensch und Querkopf ist nicht bloß ärgerlich, sondern kontraproduktiv für eine aktive Bürgergesellschaft.

Wie bemerken wir das „Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit“? Die eine oder andere politische Überraschung würde helfen. Wahrscheinlich ist sie nicht.

 Uwe Amrhein ist Herausgeber von Enter.

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