Kolumne: Chefin per Gesetz

2. Februar 2011

 Selbst schuld! Aufsichtsräte und Firmenpatriarchen, die sich mit Altherrenmannschaften zufrieden geben, verschenken den eigenen Erfolg. Was soll also eine gesetzliche Frauenquote für Chefetagen?

Schlaue Unternehmenslenker holen Frauen aus reinem Eigennutz in Top-Positionen. Sie mischen außerdem alt und jung, inländisch und migriert. Dass bunte Managements erfolgreicher sind, weiß doch jeder Brand Eins-Leser. Gut gemacht, Kanzlerin. Lasst das mit der Quote!

Das war die Theorie. Die Praxis: Nur 2,5 Prozent der Spitzenjobs in den 200 größten deutschen Unternehmen sind mit Frauen besetzt. Womöglich sind die vielen geschäftsreisenden Damen, die im ICE am Handy in auffälliger Lautstärke ihren daheim gebliebenen Azubi zusammenfalten, gar keine CEO, CFO, COO, CCO oder CTO? Dann also los, Ursula! Her mit dem Chefinnen-Proporz.

Leider ist auch diese Version zu einfach. Bestenfalls kann so eine Quote für eine Weile ein „Hallo, wach“ für die Wirtschaft sein. Eine kulturelle Veränderung  – und über nicht weniger reden wir hier – lässt sich nicht per Gesetz erreichen. Dafür braucht es Bürgerengagement und neues Denken auf allen Ebenen: Vollzeit-Väter, die keine Exoten sind. Moderne Kommunikation statt Zigarrenrauch geschwängerter Mitternachts-Sitzungen. Fitte Betriebsräte, die es den Bossen vorleben.

Mehr Frauen in Top-Positionen? Das ist kein Regierungsjob. Es ist einer für Bürgerinnen. Und für Bürger.

Uwe Amrhein ist Herausgeber von Enter.

 

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